In dieser Folge der EDUCOUCH spricht Prof. Dr. Hartmut Rosa, einer der einflussreichsten Soziologen unserer Zeit, mit Dr. Florian Sochatzy über unser Verhältnis zu KI, Zeit und Bildung.

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Quelques extraits :
"ich kenne tatsächlich Kollegen jetzt, die, wenn sie einen Aufsatz schreiben wollen, erst mal bei irgendeiner künstlichen Intelligenz beim Chatbot oder so anfragen : was gibt es denn zu dem Thema ? Was würde ich denn da dafür oder dagegen sagen ? Das machen inzwischen ja schon Schüler. Und das ist erst mal super, weil ich sieben Argumente für irgendwas habe und sieben Argumente gegen irgendwas und auch wer das geschrieben hat vielleicht und so weiter. Aber der Prozess der Auseinandersetzung mit Welt wird dabei einigermaßen stumm gestellt. Was bedeutet, ich vergesse es auch viel schneller wieder, was es da eigentlich für Argumente gab.
Ich vergesse sozusagen, wie Strukturen aufgebaut waren. Ich stelle mir ehrlich gesagt ein bisschen albtraumhaft eine Welt vor, in der Studierende ihre Hausarbeiten, das ist ja immer noch so, im Wesentlichen von der künstlichen Intelligenz erstellen lassen. Und dann lasse ich sie auch von der künstlichen Intelligenz korrigieren. Das heißt, die Studierenden wissen nicht, was sie geschrieben haben und ich weiß auch nicht, was ich gelesen habe oder was sie geschrieben haben, aber der Unibetrieb läuft weiter."

"je connais des collègues qui, lorsqu’ils veulent rédiger un texte, demandent d’abord à une intelligence artificielle, au chatbot ou autre : qu’y a t-il sur ce sujet ? Qu’est-ce que je dirais pour ou contre ? Les élèves le font déjà. Et c’est d’abord super, parce que j’ai sept arguments pour quelque chose et sept arguments contre quelque chose, et aussi qui a peut-être écrit cela et ainsi de suite. Mais le processus de confrontation avec le monde est ainsi quelque peu mis en sourdine. Ce qui signifie que j’oublie beaucoup plus vite quels étaient les arguments.
J’oublie pour ainsi dire comment les structures étaient construites. Pour être honnête, j’imagine un monde un peu cauchemardesque dans lequel les étudiants font essentiellement rédiger leurs devoirs par l’intelligence artificielle. Et ensuite, je les fais également corriger par l’intelligence artificielle. Cela signifie que les étudiants ne savent pas ce qu’ils ont écrit et que je ne sais pas non plus ce que j’ai lu ou ce qu’ils ont écrit, mais que l’université continue de fonctionner.

"Also grundsätzlich ist es natürlich schon so, dass KI ganz viele Prozesse enorm nochmal beschleunigen wird oder auch sozusagen uns Möglichkeiten an die Hand gibt, mit denen wir Dinge erreichen können in zehnmal höherem Tempo, als wir das früher gekonnt hätten. Also insofern glaube ich, ist es eindeutig eine Beschleunigungswirkung."

"Il est donc évident que l’IA va accélérer énormément de processus ou nous donner des possibilités qui nous permettront de réaliser des choses à un rythme dix fois plus rapide que ce que nous aurions pu faire auparavant. Je pense donc qu’il s’agit clairement d’un effet d’accélération."

"Und wir stellen aber fest im historischen Rückblick, dass alle diese Dinge, von denen wir uns enorme Zeitgewinne versprochen haben, erstaunlicherweise sich ins Gegenteil verkehrt haben, dass sie uns heute wie Zeitfresser vorkommen. Also die Beschleunigungsgeschichte ist ja wirklich unglaublich, wenn man sich das überlegt. Zum Beispiel Automobile, natürlich sind wir damit viel schneller als zu Fuß oder mit dem Pferd. Aber die Wege, die wir damit zurücklegen, haben sich auch massiv vergrößert. Also die Distanz zwischen Arbeitsort und Wohnung zum Beispiel, aber auch, wo wir am Wochenende hinfahren wollen oder wo wir einkaufen gehen. Das heißt, die Distanz ist eigentlich um einen höheren Faktor größer geworden als die Geschwindigkeit, sodass das Auto uns am Ende nicht so wahnsinnig viel Zeit gespart hat.
Und Ähnliches sehen wir in allen anderen Bereichen. E-Mail ist da mein Lieblingsbeispiel. Natürlich ist das zehnmal schneller. Ich kann Ihnen eine E-Mail schreiben, dann haben Sie sie eine Minute später"

"Et nous constatons, avec le recul historique, que toutes ces choses dont nous attendions un gain de temps énorme se sont étonnamment retournées contre nous, qu’elles nous semblent aujourd’hui être des dévoreurs de temps. L’histoire de l’accélération est vraiment incroyable, si on y réfléchit. Par exemple, les automobiles nous permettent bien sûr d’aller beaucoup plus vite qu’à pied ou à cheval. Mais les distances que nous parcourons avec ces véhicules se sont aussi considérablement accrues. Donc la distance entre le lieu de travail et le domicile par exemple, mais aussi où nous voulons aller le week-end ou où nous allons faire nos courses. En d’autres termes, la distance a augmenté d’un facteur supérieur à la vitesse, de sorte que la voiture ne nous a pas fait gagner un temps fou.
Et nous voyons la même chose dans tous les autres domaines. Le courrier électronique est mon exemple préféré. Bien sûr, c’est dix fois plus rapide. Je peux vous écrire un e-mail, vous l’avez une minute plus tard"

"Was mich wirklich beunruhigt, was ich nämlich vorhin meinte, dass wir zwar uns viel schneller in der Stadt bewegen können, aber den Sinn für den Ort und auch unsere Bewegungsrichtung verlieren und das gleiche am Himmel. Was wir ja schon sehen, tatsächlich mithilfe der KI, ist, dass Sprachenlernen in gewisser Weise an Bedeutung verliert. Wieso soll ich noch eine Sprache lernen, wenn dieses Gerät sie mir sofort übersetzt ? Das macht erstmal Übersetzer überflüssig in vielerlei Hinsichten, was für die ein Problem ist. Aber man sieht, dass die Fähigkeit, eine andere Sprache zu lernen, ist halt sehr, sehr mühsam. Es ist unglaublich zeitaufwendig, man kann eine Sprache nicht so lernen.
Nicht mal mit Duolingo so viel Spaß das Gerät machen mag. Es ist zeitaufwendig, aber es verändert auch unser Gehirn. Es gibt uns die Möglichkeit, auf Welt auf verschiedene Weisen zuzugreifen. Das ist nicht einfach nur eine Kulturtechnik, die es uns erlaubt, Dinge schnell zu tun oder uns zu verständigen, sondern sie erlaubt uns, Weltmöglichkeiten unterschiedlich zu begreifen. Und ich glaube, sowas wird...verschwinden."

"Ce qui m’inquiète vraiment, c’est ce que je disais tout à l’heure, c’est que nous pouvons nous déplacer beaucoup plus vite dans la ville, mais que nous perdons le sens du lieu et aussi la direction de notre mouvement, et la même chose dans le ciel. Ce que nous voyons déjà, en fait avec l’aide de l’IA, c’est que l’apprentissage des langues perd en quelque sorte de son importance. Pourquoi devrais-je encore apprendre une langue si cet appareil me la traduit immédiatement ? Pour commencer, cela rend les traducteurs superflus à bien des égards, ce qui est un problème pour eux. Mais on voit que la capacité d’apprendre une autre langue est très, très laborieuse. Cela prend énormément de temps, on ne peut pas apprendre une langue comme ça.
Même pas avec Duolingo, aussi amusant que soit l’appareil. Cela prend du temps, mais cela change aussi notre cerveau. Il nous donne la possibilité d’accéder au monde de différentes manières. Ce n’est pas simplement une technique culturelle qui nous permet de faire des choses rapidement ou de communiquer, mais elle nous permet d’appréhender les possibilités du monde de différentes manières. Et je pense qu’une telle chose va...disparaître."

"Aber nochmal, was mir wichtig scheint, auch gerade in sozialen Kompetenzen, in kulturellen Kompetenzen. sind Prozesse der Anverwandlung(..), es geht in der Bildung und vor allen Dingen auch in der Erziehung, aber auch in Bildung, nicht einfach darum, dass ich mir Wissen erwerbe, sondern dass dieser Prozess des Erwerbs von Weltwissen und Weltkönnen mich auch verändert und prägt. Es formt mich als Subjekt und diesen Prozess kann man nicht beliebig beschleunigen."

"Encore une fois, ce qui me semble important, notamment dans les compétences sociales et culturelles, ce sont les processus de transformation (...)il ne s’agit pas simplement d’acquérir des connaissances dans le cadre de la formation et surtout de l’éducation, mais de faire en sorte que ce processus d’acquisition de connaissances et de compétences sur le monde me transforme et me façonne. Cela me forme en tant que sujet et ce processus ne peut pas être accéléré à volonté.

"Ich habe ja meine Dystopie schon an die Wand gemalt, dass die Studierenden KI-geschriebene Hausarbeiten abgeben und wir die von KI prüfen lassen und keiner weiß mehr, was da steht. Ansatzweise haben wir solche Prozesse sogar schon. Eine ganz clevere Idee ist zu sagen, wir prüfen gar nicht mehr das Ergebnis, sondern die Stimuli sozusagen, also die Prompts, die in der KI gegeben werden.
Daran zeigt sich die Leistung. Wie hast du die KI sozusagen gefüttert oder was hast du von ihr verlangt ? Das sind ja Prozesse, ich weiß zum Beispiel auch selbst in den Künsten, in der Bildungskunst oder in der Musik wird KI massiv eingesetzt. Bei uns in der Forschung hängt es wahrscheinlich auch davon ab, worum es gerade geht.
Also es gibt zum Beispiel in der Informatik meines Wissens Aufgaben oder Prozesse, die die inzwischen schon routinemäßig von der KI erledigen lassen, weil es schneller geht und dann auch zuverlässig richtig ist. In den sozialen Geisteswissenschaften gibt es zwei Grenzen. Das eine ist empirische Forschung. Wenn du wirklich Daten erstmal erheben musst, das kann die KI nicht, sondern man kann es selber machen. Man kann es sich ausdenken, was dann natürlich ein Problem wäre. Aber das andere ist eher hermeneutische Prozesse, wo es darum geht, wirklich originelle Deutungen von Welt oder von sozialen Prozessen zu entwickeln. kann KI helfen und das tut sie zum Teil auch, weil wie gesagt, Kollegen oder Kolleginnen nach Argumenten suchen.
Das mache ich selber bisher eigentlich noch nicht. Ich habe da ein gewisses Misstrauen, dass mein Denken korrumpiert sozusagen. Also wenn ich mir ein neues Thema vornehme, über das ich schreiben will, dann fange ich da an, selber nachzudenken und natürlich fängt man dann an, natürlich setzt sich da Technologie ein, die wir sagen, was gibt es dazu, wer hat dazu was. Aber es ist klar, dass es einen Einfluss haben wird auf Forschung und insbesondere auch auf Lehre. Und wir wissen noch nicht genau, wie damit umzugehen ist. Ich vertrete immer die These, dass es in relativ wenigen Jahren, ich sage mal so Maximum 20, die Institution Universität in dieser Form überhaupt nicht mehr geben wird."

" Voilà la dystopie que j’ai déjà imaginée : les étudiants remettent des devoirs écrits par l’IA et nous les faisons vérifier par l’IA, et plus personne ne sait ce qui y est écrit. Nous avons déjà un début de processus de ce type. Une idée très intelligente consiste à dire que nous ne contrôlons plus du tout le résultat, mais les stimuli, pour ainsi dire, c’est-à-dire les prompts qui sont donnés dans l’IA.
C’est à cela que l’on reconnaît la performance. Comment as-tu nourri l’IA, pour ainsi dire, ou qu’as-tu exigé d’elle ? Ce sont des processus, je sais par exemple que même dans les arts, dans l’art éducatif ou dans la musique, l’IA est massivement utilisée. Chez nous, dans la recherche, cela dépend probablement aussi de ce dont il est question à un moment donné.
En informatique, par exemple, il y a à ma connaissance des tâches ou des processus que l’IA effectue déjà de manière routinière, parce que cela va plus vite et que c’est aussi plus fiable. Dans les sciences humaines sociales, il y a deux limites. L’une est la recherche empirique. Si tu dois vraiment collecter des données, l’IA ne peut pas le faire, mais on peut le faire soi-même. On peut l’inventer, ce qui poserait bien sûr un problème. Mais l’autre est plutôt un processus herméneutique, où il s’agit de développer des interprétations vraiment originales du monde ou des processus sociaux. L’IA peut aider, et elle le fait en partie, parce que, comme je l’ai dit, des collègues cherchent des arguments. Je ne le fais pas encore moi-même. J’ai une certaine méfiance à l’égard de la corruption de ma pensée, pour ainsi dire. Donc si je me propose un nouveau thème sur lequel je veux écrire, je commence à réfléchir par moi-même et bien sûr on commence, bien sûr la technologie se met en place, on se dit qu’est-ce qui existe à ce sujet, qui a quelque chose à ce sujet. Mais il est clair que cela aura une influence sur la recherche et surtout sur l’enseignement. Et nous ne savons pas encore exactement comment gérer cela. Je défends toujours la thèse selon laquelle, dans un nombre relativement restreint d’années, je dirais au maximum 20, l’institution universitaire n’existera plus du tout sous cette forme.

"
ich habe dann in den späten 80er Jahren angefangen zu studieren, war eine Art von Lebensform. Also du bist von zu Hause ausgezogen, wahrscheinlich in eine WG oder so. Da gab es alle möglichen AGs, Diskussionsveranstaltungen, es gab viel Leerlauf. Aber .. Man traf sich in der Bibliothek sozusagen. Es gab alle möglichen Clubs.
Es gab alle möglichen auch so was, was ich, also Sportinitiativen, Musikinitiativen. Man musste sich was probieren. Und da ist, eigentlich würde ich sagen, ist man da als Mensch neu entstanden.(...)
Die Studierenden wohnen weiterhin zu Hause eigentlich. Sie benutzen Chatbots oder KI-Tutoren oder vielleicht auch noch nicht. Sie lernen einfach selber. Es gibt auch noch herkömmliche Tutorials oder so auf YouTube oder anderswo. Und kommen dann für eine Diskussion, für eine Veranstaltung, für die sie sich interessieren, mal in die Stadt.
Das ist was völlig anderes. Und da fällt mir immer Hans Blumenweber ein, der sagt, Kultur entsteht durch das Gehen von Umwegen. Und ich würde wirklich sagen, das gilt für Bildung, das gilt übrigens auch für Forschung. Das wird immer gesagt und dann wird es belächelt. "

"
j’ai commencé à étudier à la fin des années 80, c’était une sorte de mode de vie. Donc tu quittais la maison, probablement pour une colocation ou quelque chose comme ça. Il y avait toutes sortes de réunions de discussion, il y avait beaucoup de temps mort. Mais ... On se rencontrait à la bibliothèque, pour ainsi dire. Il y avait toutes sortes de clubs.
Il y avait toutes sortes de choses, des initiatives sportives, des initiatives musicales. Il fallait essayer quelque chose. Et c’est là, en fait, je dirais que l’on est né en tant qu’être humain. (..)
Les étudiants continuent à vivre chez eux. Ils utilisent des chatbots ou des tuteurs IA, ou peut-être pas encore. Ils apprennent simplement par eux-mêmes. Il y a aussi des tutoriels traditionnels ou des choses comme ça sur YouTube ou ailleurs. Et ils viennent ensuite en ville pour une discussion ou un événement qui les intéresse.
C’est complètement différent. Et c’est là que je pense toujours à Hans Blumenweber, qui dit que la culture naît en faisant des détours. Et je dirais vraiment que cela vaut pour l’éducation, cela vaut d’ailleurs aussi pour la recherche. On le dit toujours et on en sourit ensuite. "

A voir également sur Arte : "que perdons-nous à gagner du temps ?"

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